Ernährung während der Schwangerschaft

Sicherlich kennst du das: Kaum bist du schwanger, machst entweder du dir Sorgen über das, was du isst oder andere Menschen wollen dir stets sagen, was du zu essen und was du zu meiden hast. Die Klassiker der verpönten Nahrungsmittel sind

  • rohe Eier (Spiegelei, weich gekochtes Ei, Tiramisu, ...
  • Rohes Fleisch (Salami, Steak medium, ...)
  • Rohmilch
  • Pasteten
  • Räucherfisch
  • ungewaschenes Gemüse
  • Innereien
  • roher Fisch (z.B. Sushi)
  • Lakritz

... warum ?

  • rohe Eier (Gefahr von Salmonellen)
  • Rohes Fleisch (Gefahr von Toxoplasmose)
  • Rohmilch (Gefahr von Listerien)
  • Pasteten (Gefahr von Listerien)
  • Räucherfisch (Gefahr von Listerien)
  • ungewaschenes Gemüse (Gefahr von Toxoplasmose)
  • Innereien (Gefahr von Schadstoffen und Vitamin A Überdosierung)
  • roher Fisch (Gefahr von Listerien)
  • Lakritz (erhöht Cortisol Werte der Kinder, da die Plazenta durchlässiger für das mütterliche Cortisol wird)

Ist das gerechtfertigt ?

Ja und nein. Es ist durchaus richtig, dass gewisse Lebensmittel gewisse Risiken mit sich bringen. Es ist auch richtig, nun, wo die Ernährung nicht nur sich selbst sondern das ungeborene Baby betrifft, genauer zu überdenken und zu verbessern. Was mich persönlich jedoch stört ist die Panikmache und das Übertreiben der Risiken, während klassische Gefahren wie z.B. ein VitaminD Mangel stets unbeachtet bleiben. Du kennst es zum Beispiel, das Thema rohes Ei: Kaum ist man schwanger, sind rohe Eier plötzlich höchst infektiös, jeglicher Kontakt löst sofort eine Salmonellenvergiftung aus, es ist unverantwortlich, hier egoistisch zu sein und seinen eigenen Appetit so nachzugehen, dass damit das Leben des Kindes auf dem Spiel steht. Aber sei mal bitte ganz ehrlich: Wie viele weich gekochten Eier hast du gegessen und bist davon krank geworden? Und wie viele Schwangere konsumieren ihr halb durch gebratenes Spiegelei heimlich und sind dann doch erkrankt? Sicherlich, die Gefahr bleibt bestehen und man sollte sie kennen und respektvoll behandeln, aber man muss auch nicht übertreiben und plötzlich alles als höchst gefährlich und unverantwortlich darstellen. Die Angst, etwas Falsches zu essen, ist nämlich auch nicht gerade gesundheitsfördernd. Angst ist das Stichwort: Was nützt die beste Ernährung, wenn Angst der ständige Begleiter ist? Richtig, nichts. Denn Angst ist für so viel mehr verantwortlich als einfach nur ein Gefühl, welches wieder geht. Stress, welcher mehr oder weniger die Folge von Angst ist, führt zu einem erhöhtes Fehl- und Frühgeburtsrisiko, Präeklampsie, Gestationsdiabetes, verzögerte Gewichtszunahme und Entwicklung, Veränderungen der mütterlichen, plazentaren und fetalen neuroendokrinen Parameter, emotionale und kognitive Beeinträchtigungen im späteren Leben uvm. Und nun schau dich mal um: Wie viele kennst du, wo die Kinder verzögert entwickelt sind, wie viele Frauen mit Fehlgeburten kennst du, wie viele Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes kennst du? Und nun stelle im Vergleich dazu die Frauen auf, die aufgrund ihrer Essgewohnheiten an Salmonellen oder Toxoplasmose erkrankt sind. Ich denke, man braucht keine Studien aufzählen um selbst im Umfeld zu schauen, welche Krankheiten eigentlich dominieren und selbst zu schauen, was die Ursachen dafür sein könnten. Fraglich ist zumal als Beispiel, wie die Salmonellen, die auf der Eierschale sitzen, ins Innere des Eis gelangen können, wenn das Ei als Ganzes im Eierkocher gekocht wird.

Auf sich selbst hören ...

Aber warum haben wir überhaupt Lust auf etwas, was uns selbst schadet? Welcher Sinn steckt dahinter, ist die Natur so doof, jede Schwangere und ihr Ungeborenes zu schaden? Ja und nein. Die Natur ist sehr schlau, aber dennoch gibt es Schwächen. Die klassische Schwäche ist Sucht. Wenn wir auf etwas Appetit haben, weil unser Suchtgefühl danach verlangt, dann dürfen wir diesem Gefühl getrost nachgeben. Süchtig macht dabei nicht nur Kaffee sondern auch Zucker, Weißmehl und zahlreiche Zutaten aus Fertigprodukten. Alles, was also nicht aus der Natur stammt, darf gerne in seinem Nutzen hinterfragt werden. Hast du Lust auf einen Salat? Dann mach ihn dir, aber ohne raffinierten Zucker, nimm lieber Honig aus ökologischer Bienenhaltung, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker oder frischen oder getrockneten Früchten. Hast du Lust auf Gummibärchen? Dann lass lieber die Finger davon. Den ersten Appetit auf Süßes kann man auch lindern, wenn man einen Teelöffel Xylit 2min. lang im Mund behält und durch die Zähne zieht. Das ist nicht nur gut für die Zahngesundheit sondern die Süße befriedigt das erste Verlangen nach Süßem. Hinterher kann der Birkenzucker wieder ausgespuckt werden. Achte beim Kauf auf gentechnikfreie Herkunft.



Wie soll man sich nun ernähren?

Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, viele wissen es auch, und doch sieht die Praxis anders aus. Die Ernährung sollte gesund sein, vitamin- und nährstoffreich, kein Alkohol und glücklich soll sie machen. Ernährung darf nicht in Stress oder Angst ausarten, denn das schadet letztendlich mehr als wenn man mal sündigt. Eine vegane oder vegetarische Ernährung schadet dem Baby übrigens nicht, es geht immer darum, alle Vitamine decken zu können. Die Ausrede, nur Fleisch würde den Bedarf decken oder mal hier und mal dort zu sündigen sei  nicht schlimm, ist im Grunde nichts Anderes als sich selbst zu belügen. Das mag jetzt provokant wirken, aber wenn etwas schadet, warum will man dann unbedingt am Motto "die Dosis macht das Gift" fest halten? Richtig, weil es bequemer ist. Wer unbedingt seine Tüte Chips essen möchte, verwendet die Ausrede der Dosis nur, um diese Chips auch essen zu "dürfen". Es stimmt zwar, dass die Dosis das Gift macht, aber wir nehmen einfach zu viele Ausnahmen und kleine Dosen auf, sodass es am Ende des Tages und am Ende der Schwangerschaft keine Ausnahme ist. Wer morgens schon seinen Kaffee süßt, sein Weißbrot mit Nutella beschmiert, mittags seinen Ketchup benutzt und nachmittags dann sein Stück Kuchen ist nach dem Motto "ist doch nur ein Stück Kuchen", der darf sich selbst gerne Fragen, ob es wirklich die erste ungesunde süße Mahlzeit des Tages ist oder ob vielleicht genau das das Maß der geringen Dosis überschreitet. Wir dürfen ehrlich sein: Wir sind Gewohnheitstiere, wir sind süchtig und lieben gutes Essen. Wir stellen also unseren eigenen Appetit über die Nährstoffversorgung, die nötig ist. Wir denken, wenn das Ultraschallbild ein fittes Baby zeigt und das Baby gesund geboren wird, dass wir uns in unserer Ausnahme-Regelung bestätigt fühlen. Dass später die Kinder im Laufe ihres Lebens, natürlich nachdem auch in der Kindheit übertrieben gesagt 10x am Tag Ausnahmen zur gesunden Ernährung praktiziert wurden, dann erkranken an Krebs, Diabetes und Lernschwäche, wird einfach damit begründet, man habe einfach "Pech" und das böse Schicksal würde ungerecht genau dort zuschlagen. Man möchte sich nicht eingestehen, dass man selbst vielleicht (Mit-)Schuld sein könnte.

 

Viele sagen sich "Ich habe täglich mein Nutellabrot und meine Pizza gegessen und meinem Kind geht es gut". Ja das gibt es, dass bei falscher Ernährung, starken Rauchern oder gar dass beim Alkoholkonsum die Babys unerklärlich fit und gesund sind. Aber erstens wissen wir nicht, ob sich das im Laufe des Lebens ändern wird und zweitens dürfen wir uns die Frage stellen: Warum um alles in der Welt suchen wir ständig Ausreden dafür, Ungesundes konsumieren zu "dürfen"? Warum möchten wir immer wieder Schlechtes gut reden? Frage dich selbst: Warum sagst du dir, dass dieser Schokoriegel nicht schlimm sei, warum dieser gesüßte Kaffee kein Problem darstellt und warum du dir heute "ausnahmsweise" mal die Chips gönnen wirst? Sei ehrlich, es ist doch einfach nur so, dass es gut schmeckt und du nicht drauf verzichten willst oder kannst !  Würde es dir leicht fallen, dich gesund zu ernähren, würdest du nichts Ungesundes essen und nach "Ausnahmen" suchen.

 

Die Ernährung besteht also aus möglichst viel Rohkost oder schonend zubereitetem Obst und Gemüse. Gerne so viel wie möglich selbst zubereiten, am allerbesten sogar aus dem eigenen Anbau. Achte beim Kauf auf die Herkunft, regionale Produkte wurden frischer geerntet als die, die bereits lange unterwegs waren. Obst und Gemüse aus Freilandanbau enthält mehr Vitamine und Nährstoffe als die, die in Gewächshäusern und Zelten gezüchtet wurden. Gemüsemischungen sind gern mit Zusatzstoffen gewürzt, verzichte auf ungesunde Zusätze, verwende statt Speise- lieber Meer- oder Steinsalz.

Verzichte möglichst auf raffinierten Zucker, verwende lieber Zucker natürlichen Ursprungs wie frisches oder getrocknetes Obst oder Xylit.

Verzichte auf Milchprodukte, es gibt genug Milchalternativen und veganen Aufschnitt.

Setze dich gerne mit unserer heimischen Kräuterwelt auseinander, aus Wildkräutern, die wir als Unkraut verfluchen, kann man wunderbare Salate und Heilmittel zubereiten.

Esse kein handelsübliches Brot, backe es lieber selber und verzichte auch hier möglichst auf Getreide, nimm lieber Saaten. Achte bei Konfitüre auf den Zuckeranteil, bei Schokolade auf den Kakaoanteil. Süße deinen Kaffee nicht mit Zucker, Alternative zum Kaffee selbst kann z.B. Lupinenkaffee aus biologischem Anbau sein.

Fülle fehlende/ unzureichende Vitamine/ Nährstoffe im Blut mittels Supplementierung auf, verzichte dabei aber auf künstliche Folsäure, nimm lieber Folat. Verzichte auf Kombipräparate und nimm lieber das, was dir fehlt. Achte auf Cofaktoren und fett-oder Wasserlöslichkeit.




Logisches Fazit

Eigentlich traurig, dass man überhaupt das Thema Ernährung ansprechen muss. Kein Tier der Welt macht sich Gedanken darüber, jeder folgt seinem Instinkt und seiner Intuition und solange der Mensch nicht dazwischen funkt, werden dadurch gesunde Tiere und Pflanzen gewährleistet, Krankheiten und Geburtskomplikationen sind die absolute Ausnahme. Und bei uns Menschen? Wir meinen, die schlauste Spezies der Welt zu sein und zerstören uns täglich selbst mit täglichen Ausnahmeregelungen, um unsere bequeme Komfortzone nicht verlassen zu müssen. Zeitgleich lesen wir zahlreiche Verbote und die Angst und der Stress schaden mehr als das eigene Verbot vielleicht als Risiko hätte. Das Fazit lautet daher, ganz logisch betrachtet: Je naturferner wir uns ernähren, desto mehr Fehler und Krankheiten können wir erwarten. Schauen wir also, dass wir uns möglichst naturnah ernähren, wir holen unser Obst und Gemüse möglichst regional, möglichst unbehandelt, wir bereiten es selbst zu, wer Fleisch will achtet auf die Herkunft, Haltung und Belastung und wir lassen uns realistisch (!) von unserem Appetit leiten. Wir dürfen zwar an Wissen lernen, aber durchaus mal mehr in uns horchen, warum wir eigentlich was essen wollen. Ist es Gewohnheit? Ist es Sucht? Ist es Stress, Sorgen, Angst, Traurigkeit? Oder ist es tatsächlich das Bedürfnis nach den Nährstoffen? Warum essen wir was, was essen wir wann und essen wir uns satt oder hören wir auf unser eigenes Sättigungsgefühl? Sicherlich darf man ehrlich sein, dass man nicht alles verteufeln muss, unsere Küche hat schon ihre Vorteile und wenn wir ein gesundes Maß finden, in ausgewogenem Verhältnis eine gesunde Ernährung zu gewährleisten, geht es auch dem Baby gut. Wir dürfen eben nur nicht Verbote überdramatisieren und anders herum Schädliches nicht mit Ausreden schön reden. Ein realistisches Bild auf gesunde Ernährung mit viel Rohkost und Wildkräutern bildet die Basis, fehlende Nährstoffe werden mit guten und ausreichen, realistisch und vielseitig recherchierten Ergänzungsmitteln aufgefüllt. Versuche dabei, die eine vielseitige Meinung zu bilden. Besonders kritisch solltest du bei denen sein, die durch ihre Empfehlung wirtschaftlich profitieren. Wenn ein Arzt also nur an kranken Menschen Geld verdient, solltest du seine Tipps zur Gesundheit kritisch überdenken. Wenn jemand von einer Kapselfirma die Wichtigkeit dieser Vitamine empfiehlt, solltest du genau auf die Inhaltsstoffe achten und die Notwendigkeit hinterfragen. Hole dir verschiedene Meinungen ein und befrage deine Intuition, mit welchen Tipps du dich am wohlsten fühlst. Denn jeder Körper ist anders, somit auch jeder Bedarf. dazu kommen soziale Umstände, Vorgeschichten, Gewohnheiten und vieles mehr. Höre auf dich, aber sei realistisch.

 

Wichtig ist, vorbeugend sich gesund zu ernähren. Wer auf Fehlersuche geht (Ultraschall, CTG usw.) und dann Probleme findet, hat es bereits versäumt. Wir sollten uns weniger auf die Beseitigung der Probleme konzentrieren sondern mehr darauf, Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Ultraschall kann keine Krankheiten und Fehlgeburten verhindern, eine richtige Ernährung hingegen schon.




Info

 

Natürlich Mama  

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